Ich hab es getan: Ich bin bei einer Doku-Soap hängen geblieben! So geschehen gestern auf Pro7 bei “It´s My Life” – Drei Streithähne und eine Strandbar in Thailand. Die Blauäugigkeit, der Enthusiasmus und das “hach-für-die-Kamera-muss-ich-jetzt-mal-Gefühle-zeigen” haben mich fasziniert.
Zur Sache: Der 25-jährige Heinrich aus Wien, mit dem Spitznamen Cube, überzeugte wohl schon in der ersten Folge (die ich nicht gesehen habe) seine “Bekannten” auszusteigen und in Thailand eine Existenz aufzubauen: die Hamburgerin Helen Unsinn (26 Jahre, Artbuyerin) und den Kärtner Christoph Lambrecht (22 Jahre, Koch). Bei einem “guten Freund” leiht Cube sich 5.000 Euro, Helen und Christoph geben zusammen noch weitere 5.000 Euro zur Gesamtinvestitionssumme dazu und sie brechen auf.
Auf Koh Samui, genauer Koh Phangan (kenn’ mich ja da net aus) finden Helen und Cube in einer herrlichen Bucht eine leerstehende Strandbar – der Tsunami-Interessierte weiß, dass so eine Bucht noch gefährlicher ist, aber darum geht´s ja hier gar nicht. Die beiden besichtigen die Hütte sogleich und nehmen Kontakt zu einem “Eingeborenen” auf, der sich zufällig in der Nähe befindet. Dieser teilt ihnen mit, dass man das Ding günstig pachten könnte, was sie freudestrahlend zur Kenntnis nehmen! So aufgekratzt kommen sie zu Christoph zurück, der den ganzen “Stress nicht packte” und lieber beim Hotel in der Nähe blieb. Auch er ist begeistert, als sie aus dem Dschungel brechen und die Bucht sehen – nur die nicht vorhandene Küche bereitet ihm Sorgen…
Was folgte waren die überragenden Pachtverhandlungen: Der “Eingeborene” (besitzt der überhaupt ein T-Shirt) ruft eine Dumpingpreis für ein ganzes Jahr aus und die drei wollen daraufhin “den Vertrag” unterschreiben. Aber es gibt keinen. Nur per Handschlag und Ehre wird das dort geregelt. Am geilsten der Spruch des Verpächters, der kein Papier und keine Stift dabei hat: “Why a treatment? You have three witnesses, i am only one!“. Cube gibt ihm das Geld (ich glaube umgerechnet 2.500 Euro), sie schütteln Hände und als er weg ist fällt die Hammer-Frage: “Ist der Typ hier überhaupt der Besitzer?“!! Ja und hat überhaupt jemand notiert, wann “dieses Pacht-Jahr” anfängt und aufhört? Nicht, dass an Silvester ein neues Jahr beginnt! 🙂
Riesengroß war dann aber auch der Streit, wie der Titel schon ankündigte. Cube beichtete Christoph, dass er überhaupt kein Geld geliehen bekommen hat! Das heißt nachdem die “Gute Fee” Tom (Hotelmanager vom Baan Panburi Hotel) die Arbeiter für den Aufbau Umbau des Strandhauses (3 Tage, 80.000 Baht = ca. 1.600 Euro?) und Einrichtungsgegenstände besorgt hat, und die drei auch noch Geschirr und Geräte gekauft haben, sind sie nun Pleite. Kurz vor einer Schlägerei lassen Helen und Christoph den Möchtegern-Aussteiger Cube in einer Bar zurück, der ihnen nachruft “machts eier Bar doch alleine” – natürlich herrlich eingefangen von der Kamera.
Helen und Christoph schlafen unruhig und beschäftigen sich am Morgen danach mit Saubermachen, während Cube die ganze Nacht in einem Internet-Cafe war, das fehlende Geld von seiner Mutter erbettelte und es per Express nach Thailand schicken ließ. Als er ganz stolz mit der Kohle auftaucht verkünden die beiden anderem ihm aber, dass man das “überhaupt nicht mehr braucht“, weil Helen Hotelmanager Tom angebettelt hat und der, wohl für die Aufnahme des Gesprächs vor dem Hotel-Schild, ihnen auf Kommission alles lieferte.
Letztendlich konnte die “Jungle Bar” doch eröffnet werden und der Loungebereich für 20 Personen war auch gut gefüllt, da man am doch etwas entfernten Strand Zettel verteilte. Den Gästen servierte Koch Christoph “Thai-Reis und Pasta“, dazu wurden Cocktails gereicht und in der Nacht ließ man herrliche “Papier-Ballons” mit kleinen Fackeln in den Himmel steigen um die bösen Geister zu vertreiben… Am nächsten Morgen musste das Chaos der Feier aufgeräumt werden und Helen gehörte das Schlusswort: “So läuft das nun jeden Tag ab. Wir haben unseren Traum erfüllt…”
Ich finde…
… dass der ganze Bericht ziemlich gestellt gewirkt hat. Gut, nicht so schlecht gestellt wie bei “Das Geständnis – Heute sage ich alles”, aber verwunderlich ist schon, dass die Kamera immer bei den wichtigsten Ereignissen den perfekten Winkel hatte. Auch finde ich dass die ganze Aussteiger-Angelegenheit etwas zu idyllisch dargestellt wird. Die WELT-ONLINE bringt es auf den Punkt: “Die Blauäugigkeit der Möchtegern-Aussteiger schockiert: Wie kann man es nur wagen, mit wenig Geld und ohne Plan einfach mal so nach Thailand zu gehen, um dort ein – freundlich ausgedrückt – mäßig originelles Vorhaben zu verwirklichen?“. Und ständig werden Linktipps für Auswanderer eingeblendet – hoffentlich stürzen sich da nicht bei paar ins Verderben. Denn dass man bei einigen Angelegenheiten durch eine TV-Kamera “geschützt” wird, versteht sich ja von selbst. Die Produktionsfirma Janus setzte natürlich gezielt auf den möglichen Problemfall: “Es gibt noch ein Problem: Der thailändische Barbesitzer will den jungen Menschen keinen schriftlichen Vertrag geben. Er meint, sein Handschlag reiche aus. Ist er überhaupt der Eigentümer? Haben sie nun ihr ganzes Geld in den Sand gesetzt?“.
Noch was zu den Typen: Das sind diese typischen “Macher” ohne nötigen Background, solche, wie sie in den letzten Jahren zahlreiche Handyshops in Einkaufszentren “in den Sand setzen”. Warum allerdings die junge Frau ihren eigentlich guten Job geschmissen hat, wage ich mal durch “rdknx” vom Blog “128% Aggro .. oder so” zu erklären, die auch (?) auf die Attraktivität der Jungs angesprungen ist:
Heinrich, Österreicher nach Adolfs Wunschmodell, sprach rein optisch zwar einen Fetisch von mir an, war aber inhaltlich, wie auch körperlich, eher dünn.
Wenigstens waren die meisten Aufnahmen immer mit herrlichen Moby-Songs unterlegt, also habe ich auch aus diesem Grund meinen Spaß gehabt! Vielleicht sollte man “It´s My Life” – Drei Streithähne und eine Strandbar in Thailand noch mal senden, dann aber vielleicht unter dem Titel “Auswandern! Was sollte ich auf keinen Fall tun”!